Bereits zu Beginn wurde deutlich, wie sehr das Thema die anwesenden Betriebe bewegt. FernUni-Rektor Prof. Dr. Stefan Stürmer, Institutsleiterin Constanze Schick und Amir André Khan von der Kreishandwerkerschaft stellten in ihren Begrüßungsworten heraus, dass Nachfolge weit mehr sei als ein wirtschaftlicher Schritt. Sie sei immer auch ein persönlicher Prozess, der Mut, Klarheit und die Bereitschaft erfordere, Verantwortung zu übernehmen und Veränderungen aktiv zu gestalten. Viele der etwa 16 Teilnehmenden bestätigten im anschließenden Austausch, dass gerade diese weichen Faktoren häufig unterschätzt werden.
Den inhaltlichen Einstieg bildete ein Podiumsgespräch mit Vertreterinnen und Vertretern aus Recht, Handwerk und Unternehmertum. Die Diskussion machte schnell deutlich, wie komplex die Übergabe eines Handwerksbetriebs sein kann. Immer wieder standen Fragen im Raum wie: Wann ist der richtige Zeitpunkt? Wie gelingt der Rollenwechsel zwischen Übergebenden und Übernehmenden? Und wie kann ein Betrieb weiterentwickelt werden, ohne seine gewachsene Identität zu verlieren? Die Gesprächspartner zeigten unterschiedliche, aber gleichzeitig sehr alltagsnahe Perspektiven auf, die viele der Anwesenden unmittelbar nachvollziehen konnten.
Ein Höhepunkt der Veranstaltung war der Impulsvortrag von Jeannette Peters, der der Veranstaltung auch ihren prägnanten Titel gab: „Nachfolge ist wie Gründen, nur krasser“. Mit klaren Worten, praktischen Beispielen und viel Feingefühl zeigte sie, warum die Übernahme eines bestehenden Betriebs oft anspruchsvoller ist als der Start eines neuen Unternehmens. Wer nachfolgt, gestaltet nicht nur ein eigenes Zukunftskonzept, sondern setzt es in einem Umfeld um, das von Traditionen, Erwartungen und gewachsenen Strukturen geprägt ist. Genau dieser doppelte Anspruch mache den Prozess so herausfordernd und zugleich so chancenreich.
Jeannette Peters machte deutlich, dass Nachfolge nicht das Ende einer unternehmerischen Ära ist, sondern der Beginn einer neuen. Sie zeigte auf, welche emotionalen Aspekte häufig übersehen werden und warum gerade im Handwerk klare Kommunikation, frühzeitige Planung und ein gemeinsames Verständnis von Werten entscheidend sind. Nachfolgerinnen und Nachfolger brauchen nicht nur fachliches Können, sondern auch den Mut, Verantwortung zu übernehmen und den Betrieb mit eigener Handschrift weiterzuentwickeln.
Im anschließenden World-Café tauschten sich die Teilnehmenden in Kleingruppen aus. Die Gespräche waren so intensiv, dass die Veranstaltung deutlich länger dauerte als ursprünglich vorgesehen. Viele Übergebende nutzten die Gelegenheit, um über ihre persönlichen Erfahrungen zu sprechen, Unsicherheiten zu teilen oder konkrete Fragen zu klären. Gleichzeitig wurde spürbar, wie wertvoll der Austausch untereinander ist. Besonders häufig wurde der Wunsch geäußert, sich künftig intensiver zu vernetzen und voneinander zu lernen.
Der Abend endete beim gemeinsamen Imbiss, wo sich die Gespräche fortsetzten. Die Resonanz der Teilnehmenden war durchweg positiv. Viele betonten, wie hilfreich die Kombination aus fachlichen Impulsen, persönlichen Perspektiven und praktischen Ansätzen war. Die bevorstehende Workshopreihe wurde bereits von zahlreichen Interessierten ins Auge gefasst, denn sie bietet die Möglichkeit, tiefer in das Thema einzusteigen und die eigene Nachfolge aktiv und strukturiert vorzubereiten.
Ab Januar 2026 begleitet Jeannette Peters die Handwerksbetriebe in drei Terminen durch den gesamten Nachfolgeprozess. Der erste Termin vermittelt Orientierung, schafft Struktur und zeigt auf, welche Phasen für eine erfolgreiche Übergabe notwendig sind. Beim zweiten Termin wird das Gelernte direkt auf den eigenen Betrieb übertragen. Der dritte Termin im Sommer 2026 dient dem Feinschliff, der Auswertung erster Erfahrungen und der Festigung der nächsten Schritte. Ziel ist ein praxisnaher Fahrplan, der Sicherheit gibt und langfristig trägt.
Die Auftaktveranstaltung an der FernUni Hagen hat eindrucksvoll gezeigt, wie groß der Bedarf an Begleitung, Austausch und Weiterqualifizierung im Bereich Unternehmensnachfolge ist. Sie hat aber ebenso verdeutlicht, wie viel Potenzial in einem gut gestalteten Generationswechsel steckt – für die Zukunftsfähigkeit des Handwerks, für regionale Wirtschaftsstrukturen und für die Menschen, die diese Betriebe prägen. Jeannette Peters hat mit ihrem Impulsvortrag einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, dieses Potenzial sichtbar zu machen und Mut für die nächsten Schritte zu geben.
