Es ist das Lebenselixier: „Innerhalb der deutschen Industrie ist der Maschinen- und Anlagenbau nach wie vor die Vorzeigebranche. Im Jahr 2012 arbeiteten rund 971.000 Menschen in den über 6000 Maschinenbau-Unternehmen, so viel wie in keinem anderen Industriezweig“,schreibterhobenen Hauptes der zuständige Verband VDMA. Damit das so bleibt, tun die Unternehmen allerdings auch einiges dafür. Sie machen sich stark für den Nachwuchs, bezahlen mehr als ordentliche Gehälter und sorgen mit ihrem Engagement ebenfalls dafür, dass – Massachusetts Institute of Technology und Konsorten hin oder her – ein Ingenieursstudium an einer deutschen Hochschule auch international konkurrenzfähig ist und bleibt.
Auch was Zukunftsthemen angeht, sind die Unternehmen auf Zack. Beispiel Industrie 4.0. Branchenprimus Siemens etwasagt: „In Vorbereitung von „Industrie 4.0“, der Vision einer deutschen Hightech-Strategie für die Zukunft der Industrie, arbeitet Siemens an der Verbindung von der realen und der virtuellen Fertigungswelt mit integrierten Lösungen für die Industrie, innovativer Industriesoftware und Lösungen für Ressourceneffizienz.“ Man hat also verstanden wie wichtig dieses Thema ist, denn nicht allein der DAX-Gigant aus München spricht von dieser „Zukunft der Industrie“.
So weit so gut.
Weniger gut ist allerdings, dass der Mittelstand – und um ihn geht es ja letztlich, wenn man vom deutschen Maschinenbau in Gänze spricht – offensichtlich noch Probleme mit den Weichenstellungen für die Industrie 4.0 hat. „Der Mittelstand hat beim Einsatz von Cloud-Lösungen Aufholbedarf“, sagt etwa Bruno Wallraf, Leiter des Bereichs Technology bei der KPMG AG anlässlich der groß angelegtenCloudstudiedes IT-Branchenverbandes BITKOM. „Laut Umfrage haben 13 Prozent der Unternehmen konkret geplante Cloud-Projekte zurückgestellt und 11 Prozent sogar bestehende Cloud-Lösungen aufgegeben. Eine breite Nutzung von Cloud Computing ist im Interesse der deutschen Wirtschaft, da die Unternehmen damit Kosten- und Wettbewerbsvorteile erlangen können“, sagt zudem Bitkom-Präsident Prof. Dieter Kempf.
Aber warum ist das so bedenklich? Kurz und gut: Weil die Cloud ein wesentlicher Bestandteil der Industrie 4.0 sein wird. Die dadurch anstehende Prozessautomatisierung und Vernetzung der Maschinen ist ohne cloudbasierte IT-Infrastrukturen etwa so, als wolle man die weltweiten Flugpläne einer großen Airline mit dem Abakus berechnen und durchorganisieren.
Jemand, der diesen Trend bereits erkannt hat, ist Carl Bass, Boss der CAE- und CAD-Schmiede Autodesk. Er will durch neue Cloud-Modelle die Zusammenarbeit von Ingenieuren revolutionieren und istüberzeugt: Es wird wie bei allen neuen Technologien und deren Akzeptanz sein: „Am Anfang gibt es große Widerstände und dann, eines Tages, wachst du auf und alles ist anders.“ Oder die VDI nachrichten, sieschreibenanlässlich der Hannover Messe: „Fertigungsbetriebe zögern traditionell, IT in ihre Werkshallen zu lassen. Die Hannover Messe mit all ihren Industrie-4.0-Exponaten ist aber ein deutlicher Fingerzeig, dass sich das gerade radikal wandelt.“
Fazit: Die real existierende Industrie 4.0 braucht eine starke (Cloud)-IT als Lebenselixier. Eine starke IT ist unabdingbar für ihre Verwirklichung. Bleibt deshalb zu hoffen, dass das von den VDI nachrichten erwähnte Zögern nur temporärer Natur ist und es schon bald heißt: „Macht hoch die (Unternehmens)Tür, die (Werks)Tore macht weit“, liebe Unternehmer, lasst den Fortschritt, die IT in Eure Hallen, damit Eure Industrie auch in Zukunft stark sein kann.
Gastautor Sven Hansel, IT- und Wirtschaftsjournalist