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CeBIT 2016: jetzt am Ball bleiben

Die CeBIT hat sich offensichtlich konsolidiert, muß auf dem eingeschlagenen Erfolgsweg nun aktiv weitergehen.

Die CeBIT hat sich offensichtlich konsolidiert, muß auf dem eingeschlagenen Erfolgsweg nun aktiv weitergehen.

Wie heißt es in der Fußball-Bundesliga immer so schön nach einem gewonnenen Spiel: „Wir müssen nun die Spannung halten und schauen, dass wir diese Leistung auch nächsten Samstag wieder abrufen können“, so die gängige Trainerfloskel. Oder, wie es in der IT so schön heißt: „Never change a running system.“ Beide Aussagen sind mit der Hoffnung verknüpft, dass ein aktueller Erfolg nachhaltig wird und keine Alltagsfliege bleibt – ganz genauso wie bei der CeBIT.

Schaut man auf die blanken Zahlen, dann ist diese Annahme durchaus berechtigt: Insgesamt verzeichnete die CeBIT 2015 einen stärkeren Zuspruch als im Vorjahr. Die Zahl der Besucher stieg nach Angaben der Deutschen Messe AG um über 6 Prozent auf 201.000 (2014: 188.000). Gut 3.300 Aussteller aus 70 Nationen hatten sich auf dem Messegelände in Hannover präsentiert. Das gesamte gestreamte Programm der CeBIT Global Conferences verfolgten 100.000 Menschen, allein bei Glenn Greenwald und Edward Snowden waren 40.000 Zuschauer online dabei, so die Messe. „Bei einem konstanten Anteil an Fachbesuchern von gut 90 Prozent hat das Investitionsvolumen deutlich zugenommen“, sagt Oliver Frese, Chef der Messe AG. Durchschnittlich will jeder investitionswillige Fachbesucher kurzfristig 150.000 Euro für IT und digitale Anwendungen ausgeben, und damit 15.000 Euro mehr als 2014. Bei den ausländischen Fachbesuchern überstieg dieser Wert erstmals die Marke von 200.000 Euro. „Diese Zahlen belegen, dass die CeBIT nicht nur Informationsplattform, sondern immer stärker zur Investitionsplattform wird“, sagteFrese.

Halten wir also fest: Die CeBIT hat sich offensichtlich konsolidiert. Aber – und das ist noch unendlich wichtiger – sie hat mittlerweile vor allem ein messerscharfes Profil. Sie ist somit die weltweit größte und wichtigste Messe für Business-IT und die damit verknüpften Prozesse. Man kann es durchaus ein Sakrileg nennen, dass in der Vergangenheit absolut vermeidbare Fehler gemacht wurden. Und den Mobile World Congress würde es in der heutigen Form sicher nicht geben, hätten die Niedersachsen in ihrer siegestaumelnden Überheblichkeit 2000 und in den Folgejahren ihre Hausaufgaben gemacht. Aber: Hätte, hätte, Viererkette! Fehler macht jedes Unternehmen, es kommt lediglich darauf an, aus Ihnen zu lernen.

Wie sieht dieser Lernprozess nun aus, den die CeBIT mit dem offensichtlichen Durchschreiten der Talsohle jetzt gemacht hat:

• Sie ist – listen and repeat – die weltweit größte und wichtigste Messe für Business-IT und die damit verknüpften Prozesse. Daran sollte die Messe AG auch 2016 anknüpfen. Derart ist sie ein Pflichttermin für das technisch versierte und interessierte B2B-Publikum. Und die Messemacher sind deshalb sehr gut beraten, dieser Kernzielgruppe etwas zu bieten. Der Chefeinkäufer des Industrieunternehmens hat andere Interessen als der hippe Mobile-Blogger, dieser Gedanke muss sich in den Köpfen der Messe AG etablieren – nachhaltig
• Nichtsdestotrotz sind soziale Medien und andere dialogische Formate für die CeBIT ein wichtiges additives Element. Die Auswahl der Speaker für die „Global Conferences“ war super, ein Motto wie „d!conomy“ absolut nicht, da es sich beispielsweise nicht in Social Media verschlagworten lässt. Fazit: Diese Zusatzveranstaltungen benötigen dieselbe akribische Vorbereitung wie die reine Aussteller-Messe. Das war in diesem Jahr erstmalig zu spüren
• Wo liegt der Sinn in der geographischen Messestruktur? Zwischen Halle 4 und 6 tobt das Leben, und in westlicher Richtung …? Wo liegt der Sinn, dass sich ein Big-Player wie Vodafone abschottet (abschotten darf?) und dem „gewöhnlichen“ Messebesucher der Eintritt verwehrt bleibt? Pseudo-Exklusivität? Kurz und gut: Es gibt in Hannover an allen Ecken und Enden scheinbar „bewährte“ Abläufe, die, so man sie nicht entstaubt, zumindest mal überdenken sollte
• Wenn man etwas liebt, dann kämpft man darum. Verlässt man das Messegelände jedoch, dann ist von dem alten Stolz der Stadt Hannover auf „ihre“ CeBIT nicht mehr viel zu spüren. 201.000 Besucher sind gut, das Ziel muss aber sein, diese Zahl weiter zu steigern und keinesfalls, lediglich darauf zu stagnieren. Deshalb: Ein bisschen mehr Anteilnahme im Stadtbild, mehr Engagement und mehr Leben führen auch dazu, dass die Menschen gerne kommen. Bestes Beispiel dafür: Barcelona. Hier reißen sich die Katalanen jedes Jahr ein Bein aus – bei weniger als 100.000 Gästen.

Fazit: Die CeBIT 2016 hat nun eine Chance, eine sehr gute sogar. Und diese darf nicht leichtfertig verspielt werden. Zu tun gibt es allerdings mehr als genug, damit ein langfristiges Überleben gesichert erscheint.


Gastautor Sven Hansel, IT- und Wirtschaftsjournalist

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